Bergbaulore

Vortrag Dr. Friedhart Knolle beim Geschichtsverein Bad Harzburg

Blei im Blut und örtlich keine Grüne Tonne – was haben Bergbau und Hüttenwesen im Nordharz hinterlassen? Vortrag zur Umweltgeschichte des Nordharzes und seiner industriellen Altlasten

Der Harzraum ist eines der ältesten Bergbau- und Industriegebiete Mitteleuropas. Schon vor 6000 Jahren gab es hier Feuersteinbergwerke und in der Bronzezeit vor über 3.500 Jahren begann der Abbau von Kupfermineralen. Sogar Kriege wurden um diese Schätze geführt – nach Ansicht einiger Forscher war es der Metallreichtum, der Karl den Großen im Zuge der Sachsenkriege veranlasste, den Harzraum dem Fränkischen Großreich einzuverleiben. Später brachte insbesondere die Gewinnung von Blei, Kupfer und Silber eine Blüte der Stadt Goslar und der Oberharzer Bergstädte.

Die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke in Oker-Harlingerode 1957
Die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke in Oker-Harlingerode 1957

Doch der Bergbau hatte eine Kehrseite – Boden, Grund- und Oberflächenwasser sowie die Luft und auch Flora, Fauna und der Mensch wurden und werden stark mit Metallen belastet, insbesondere im Umfeld von Clausthal-Zellerfeld, Langelsheim, Goslar und Bad Harzburg. Schon der Bergbauexperte Agricola beschrieb 1556 die Umweltschäden. Spätestens seit den 1930er Jahren wehren sich Bürger gegen die Verschmutzung ihrer Umwelt – als frühe Bürgerinitiative entstand der Heimatschutzverein Oker, der sich sogar in der Nazi-Zeit mutig wehrte. Denn die Belastung war so groß geworden, dass die Bürger es oft schwer hatten zu atmen.

Nach dem Krieg gab es weitere Bürgerinitiativen und heute setzen sich die Umweltverbände, allen voran der BUND, für diese Belange ein. Und noch heute leiden die Menschen unter den alten Lasten – in Teilen des Landkreises Goslar gibt es keine Grüne Tonne und medizinische Untersuchungen ergaben vergleichsweise hohe Blutbleigehalte. Jüngst nahmen insgesamt 89 Kinder und 124 Erwachsene an einer Schwermetall-Studie im Raum Oker-Harlingerode teil. Das Biomonitoring auf Blei ergab im Vergleich zu den aktuellen Referenzwerten erhöhte Ergebnisse für 48 % der Kinder und 12 % der Erwachsenen. Auch beim noch giftigeren Schwermetall Cadmium lagen einige Kinder und Erwachsene oberhalb der Referenzwerte. Warum Referenzwerte? Für Blei gibt es keine Grenzwerte im Blut – wenn Blei nachweisbar ist, ist es bereits zu viel…

Folgen Sie dem Referenten Dr. Friedhart Knolle, der auch Vorsitzender des Umweltausschusses im Landkreis Goslar ist, auf einer Zeitreise durch 500 Jahre Umweltschutz in der Nordharzregion bis in die heutige Zeit.

Datum: am 18.10.2022 um 15.30 Uhr
Veranstaltungsort: Wandelhalle im Badepark Bad Harzburg

 

Foto: Die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke in Oker-Harlingerode 1957.