Der einjährige Kuder war eigentlich als Zuchttier für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm vorgesehen gewesen.
Wernigerode, 11. Juli 2024. Der junge Karpatenluchs, der ursprünglich für ein Erhaltungszuchtprogramm vorgesehen und dafür vor einigen Wochen in das Schaugehege des Nationalparks Harz an der Rabenklippe gebracht worden war, wurde am gestrigen Mittwoch aufgrund besserer Eignung in Sachsen ausgewildert.
Eigentlich wäre der einjährige Kuder als Zuchttier für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EPP) der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) vorgesehen gewesen. Der Jungluchs (geboren im Jahr 2023) wuchs mit seinen zwei Brüdern in einer 1860 Quadratmeter großen Luchsanlage des Tiergartens Nürnberg unter besonderen Bedingungen auf. Insbesondere wurde auf wenig Kontakt zu den Tierpflegenden und eine Fütterung mit Wildfleisch geachtet. Alle drei Brüder wurden von Experten des Linking Lynx-Netzwerks als scheu und potenziell für Wiederansiedlungen geeignet eingestuft. Einer von ihnen wurde für eine Wiederansiedlung in Thüringen vorgesehen. Der besagte Kuder sollte im EEP verbleiben, weil dort weitere geeignete Zuchttiere gebraucht werden.
Der Luchs versuchte immer wieder einen Weg aus dem Gehege zu finden
Anfang Juni wurde der Kuder aus Nürnberg in das Luchsschaugehege an der Rabenklippe im Harz transportiert. Kurz nach seiner Ankunft gelang es dem Luchs über den Zaun des Geheges zu entkommen. Er konnte kurz darauf mittels eines Narkosegewehrs wieder eingefangen werden und verbrachte danach einige Zeit in einem geschlossenen Gehege. Die Handhabung des Kuders erwies sich nicht ganz einfach. Der Luchs versuchte immer wieder einen Weg aus dem Gehege zu finden und kam nur schwer zur Ruhe. Da sich der Kuder offensichtlich nur schwer an die neue Umgebung gewöhnte, haben sich die Verantwortlichen dazu entschlossen, den Luchs stattdessen für eine Auswilderung vorzusehen.
Daraufhin wurde der Karpatenluchs, der bereits alle notwendigen Gesundheitschecks durchlaufen hatte, nach Sachsen gebracht. Dort wurde er jetzt im Rahmen des Projekts «ReLynx Sachsen» im Westerzgebirge ausgewildert. Er wird fortan als wilder Luchs dazu beitragen, eine neue Luchspopulation in Sachsen aufzubauen. Diese soll als sogenannte Trittsteinpopulation fungieren, das heißt als Verbindung bestehender europäischen Luchsvorkommen. Damit wird er zur Vernetzung der Karpatenluchspopulation in Europa beitragen. Der Prozess bis zur Auswilderung wurde von Expertinnen und Experten des Netzwerks Linking Lynx begleitet.
Weitere Informationen zu der Auswilderung gibt es beim sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1077480
Medienanfragen zur Auswilderung des Luchses im Westerzgebirge sind bitte an das sächsische Landesamt zu richten.
FOTO: Die Auswilderung des Luchses im Westerzgebirge. Foto: Archiv Naturschutz LfULG / R. Oehme;