Haselmaus, Aufnahme Sven Büchner Titel

Ehrenamt aus dem Südharz trifft Haselmaus im Gipskarst – BUND-Fortbildung zum Erhalt der seltenen Schlafmaus

Bad Sachsa. Jüngst trafen sich Ehrenamtler aus den Landkreisen Göttingen und Nordhausen mit Behörden, Anwohnern, Forst, Planungsbüros und einer Abbaufirma zu einer Ortsbesichtigung bei Bad Sachsa-Tettenborn Kolonie. Zur Fortbildung „Haselmaus“ hatte der BUND im Rahmen seines länderübergreifenden Projekts „Netzwerke für den Gipskarst“ eingeladen. Das Projekt wird von der Deutschen Postcode-Lotterie und der Naturstiftung David gefördert. “Wir haben unsere Ehrenamts-Fortbildung dieses Jahr geöffnet für einen Austausch mit allen Interessierten“, so Biologin Ursula Schäfer vom BUND Thüringen. „Im vergangenen Jahr sind viele Fragen rund um Kartierungen und Artenschutz aufgetreten und es ist wichtig, sich mit allen Akteuren auszutauschen.“

Gut 25 Teilnehmende konnten sich so live Haselmausfundorte am Trogstein bei Tettenborn ansehen, um dann mit dem Referenten Jörg Braun-Lüllemann vom Planungsbüro IBIS über Lebensraumansprüche und nötige Erhaltungsmaßnahme zu diskutieren. Die Haselmaus unterliegt dem Schutz der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als streng geschützte Art des Anhangs IV. Sie gehört wie der Gartenschläfer zur Gruppe der Bilche oder Schläfer, ist also gar keine Maus.

Haselmausland am Trogstein: Akteure aus drei Ländern trafen sich hier zum öffentlichen Austausch, Kartiererin Stephanie Russo erläutert das Ehrenamtsprojekt des BUND
Haselmausland am Trogstein: Akteure aus drei Ländern trafen sich hier zum öffentlichen Austausch, Kartiererin Stephanie Russo erläutert das Ehrenamtsprojekt des BUND

Der Planer erklärte, dass eine Haselmauspopulation mindestens 20 Hektar mit Wald und Sträuchern bestandene Fläche braucht, um überlebensfähig zu sein, besser wären aber größere Bereiche. Da das nachtaktive Tier Offenland scheut, müssten zusammenhängende Wald-Hecken-Strukturen erhalten und verbessert werden. Das ehrenamtliche Kartierteam hat bereits Sträucher auf eigenen Flächen gepflanzt und hofft auf Unterstützung auch seitens der teilnehmenden Akteure. „Wir brauchen Lückenschluss in Hecken und insbesondere den Erhalt von Wäldern als Überwinterungsgebiet der Art“, so Stephanie Russo vom Kartierteam Niedersachsen. Ein Vertreter der örtlichen Abbaufirma zeigte sich interessiert, solche Maßnahmen auf eigenen Flächen umzusetzen.

Neues Wissen war für einige in der Runde, dass Vorkommen streng geschützter Arten wie der Haselmaus einer sogenannten saP, einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung, unterzogen werden müssen, wenn Eingriffe in die Landschaft erfolgen sollen. Der BUND ergänzte, dass am Trogstein neben der Haselmaus auch Vogelarten wie Schwarzspecht und Raufußkauz als Baumhöhlenbewohner solche besonders schützenswerten Arten darstellen. Da Haselmäuse streng an Gehölze gebunden sind, müssen bei Eingriffen notwendige Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgezogen umgesetzt werden. Da ein Tötungsverbot dieser streng geschützten Arten besteht, muss vor Eingriffen sichergestellt sein, dass sich kein Tier auf der Eingriffsfläche aufhält.

Haselmaus, Aufnahme Sven Büchner
Haselmaus, Aufnahme Sven Büchner

„Haselmäuse sind generell sehr selten. Maximal ein bis zwei Tiere findet man pro Hektar, wenn sie vorkommen. Im Vergleich sind Mäusearten mit einigen 100 bis 1000 Tieren pro Hektar im Wald oder Feld anzutreffen“, erläuterte der BUND. Das Ehrenamts-Kartierteam hat sich mittlerweile auf über ein Dutzend Aktive vergrößert. „Eine schöne Bilanz, um Natur zu entdecken und dabei zu schützen“, resümierte Ursula Schäfer den Projektstand.


Foto 1: Haselmausland am Trogstein: Akteure aus drei Ländern trafen sich hier zum öffentlichen Austausch, Kartiererin Stephanie Russo erläutert das Ehrenamtsprojekt des BUND, Aufnahme privat; Foto 2: Haselmaus, Aufnahme Sven Büchner.