Granetalsperre, Foto Peter Kamin/BUND Westharz - Titel

Umweltverbände gegen neue Talsperren im Harz – „erst mal Hausaufgaben machen“

Goslar. Die Harzwasserwerke GmbH möchten gern neue Talsperren bauen und bestehende Dämme erhöhen – das wird immer klarer.  Mitten in der Klimakrise lassen sich solche Pläne bestens neu verpacken. Die Granetalsperre soll erhöht werden und im Innerstetal will man zwischen Wildemann und Lautenthal sogar eine neue Talsperre bauen – die kleine Siedlung Hüttschenthal würde verschwinden, viele Wanderwege und die Innerstetalstraße müssten verlegt werden und dabei würden weitere Naturflächen unter Asphalt verschwinden.

Granetalsperre, Foto Peter Kamin/BUND Westharz
Granetalsperre, Foto Peter Kamin/BUND Westharz

Bevor solche Pläne ernsthaft neu diskutiert werden, so die Sprecher Wolfgang Moldehn von der NABU-Kreisgruppe Goslar und Dr. Friedhart Knolle vom BUND-Regionalverband Westharz, müssen die Zuständigen erst mal ihre Hausaufgaben machen:

  • Die Harzwasserwerke müssen auch für die Innerstetalsperre ein glaubwürdiges und konsequentes Wasserschutzgebiet planen und die zuständigen Wasserbehörden müssen die entsprechende Schutzverordnung erlassen. Eine Beileitungstalsperre im oberen Innerstetal, wie sie jetzt geplant wird, würde mit einem Überleitungsstollen direkt mit der Granetalsperre verbunden werden. Daher benötigt dann das ganze Innerstetal und damit auch die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld ein Wasserschutzgebiet.
  • Die Niedrigwasserabgabe der Eckertalsperre muss erhöht werden – bis jetzt ist es nur ein kleines Rinnsal, das aus der Talsperre fließt und die Ecker fällt in der jetzigen Zeit der Klimakrise oft teilweise trocken. So sieht keine glaubwürdige Niedrigwasseraufhöhung aus der Talsperre aus.
  • Die Kleinstaaterei in der Wasserwirtschaft muss aufhören. Bis heute gibt es keine Verbindungsleitung zwischen dem Talsperrensystem des Westharzes und dem des Ostharzes, obwohl zur Verbindung – die in Krisenzeiten schnell notwendig werden könnte – nur ein kurzes Stück Leitung gelegt werden müsste! So sieht kein glaubwürdiges Trinkwasser-Verbundsystem im Jahre 2023 aus!
  • Die Kommunen müssen wieder den Vorrang auf die dezentrale Wassergewinnung legen. Der ist übrigens im Wasserhaushaltsgesetz vorgeschrieben, wird aber oft missachtet. Es muss vorbei sein mit der Stilllegung der örtlichen Wasserversorgung und dem bequemen Anschluss an die Harztalsperren!
  • Wir haben schon vor Jahren öffentlich festgestellt, dass Talsperren technischer Hochwasserschutz im Stil der 1970er Jahre und überholt sind. Die letzten Hochwässer mit ihrer flächenhaften Wirkung und schwer einschätzbaren lokalen Dynamik und die halbleeren Talsperren in der Dürre seit 2018, die bis heute anhält, haben gezeigt, dass es wirkungsvoller ist, die Renaturierung der Fließgewässer, das Freihalten der Flussauen von Bebauung und die Ausweisung von weiteren Wasserrückhalteflächenim Bereich der Flüsse voranzutreiben. Das sind die Hausaufgaben, die das Land Niedersachsen zu machen hat, bevor weitere Teile der Harzlandschaft für eine verfehlte Wasserpolitik geopfert werden! Denn die Harzwasser-Pipelines in das norddeutsche Flachland dienen heute auch dazu, Grundwasser zu verschneiden, damit die zu hohen Nitratgehalte gesenkt werden, die aus einer verfehlten Landwirtschaftspolitik herrühren.

Wenn sich die Zuständigen in der Klimakrise jetzt nicht mit voller Kraft diesen Hausaufgaben widmen, sondern gleich wieder auf neue Talsperren setzen, drängt sich der Verdacht auf, dass es doch wieder nur um den Trinkwasserverkauf geht. Denn die Harzwasserwerke GmbH haben in den letzten Jahren so viele neue Wasserverträge geschlossen und damit zugleich auch ökologisch sinnvolle Grundwasserwerke verdrängt, dass sie jetzt „ausverkauft“ sind. In diese Lage hat sich das Unternehmen allerdings selbst gebracht. So kündigt das Unternehmen jetzt offenbar den „Harzer Wasserfrieden“ auf, der jahrzehntelang anhielt.


Foto der Granetalsperre, Aufnahme Peter Kamin/BUND Westharz.