Der Zwinger auf dem Thomaswall in Goslar beherbergt ein privates mittelalterliches Museum mit Folterinstrumenten und zahlreichen Waffen aus dieser Zeit. Familie Mevers wohnte früher in dem steinernen Turm, heute sind dort komfortable Ferienwohnungen untergebracht. Aber das besondere ist die Ausstellung der Rüstungen, Belagerungsgeräte, der Waffen aus dem Bauernkrieg von 1525 und aus dem 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 und des mittelalterlichen Strafvollzug. im oberen Geschoss des Turmes.
Die Geschichte der Familie Mevers und des Zwingers begann 1935, als der Großvater des heutigen Besitzers den Turm kaufte und dort eine Schankwirtschaft mit Biergarten eröffnete und gleichzeitig die Rüstkammer als Museum erschloss.
Nach dem Zweiten Weltkrieg quartierten sich die amerikanische Besatzungsmacht im Turm ein und die Familie musste sich eine andere Unterkunft such, ein halbes Jahr später durften sie zurück in den Turm. Da stellten sie fest, das einige Museumsstücke den Besitzer gewechselt hatten – Kriegsbeute.
Aber auch im Museum sind seltene Stücke, wie zum Beispiel die Jingasas – kunstvolle japanische Eisenhelme der Samurai oder orientalische Schwerter ausgestellt. Die Geschcihte der Ausstellungsstücke wurden von einem Historiker aufgearbeitet und sind heute den Besuchern zugänglich gemacht. So sind auch historische Dokumente der Zeitgeschichte ausgestellt.
Neben den Waffen ist auch ein Bereich den Folterinstrumenten des Mittelalters gewidmet. Es sind Schandmasken wie der „Schweinskopf“ oder der „Katzenkopf“ zu sehen, die für verurteilte Lügner eine Qual waren. Um Geständnisse zu erpressen verwendete man in dieser Zeit zum Beispiel Daumenschrauben, auch diese werden in verschiedenen Ausführungen im Museum gezeigt.
Das Erlebnismuseum ist so konzipiert, dass alle Exponate berührt werden können. Besondere Ausstellungsstücke sind die Kettenhemden, sie wiegen schon mal 15 Kilogramm. Auch Schwerter und Lanzen in verschiedenen Ausführungen kann man besichtigen.
Ein Kuriosum gibt es noch zu berichten, vom Zwinger wurde nicht eine einzige Schlacht aus geschlagen. Während der Bauphase des Turmes wurde das Schwarzpulver erfunden und so geriet der 1517 fertiggestellte Zwinger nie zwischen die Fronten, um Steinkugeln abzuwehren. Auch die „Rumetasch“ wurde nie abgefeuert. Die 243 Zentner schwere Kanone aus Rammelsberger Erzen gegossen worden sein und war die größte Kanone ihrer Zeit. Später wurden aus dieser Kanone sechs kleiner gegossen, die allerdings verschollen sind.
Der Zwinger ist der einzige Befestigungsturm Goslars, der noch steht, früher schützten sechs Türme die reiche Bergbau- und Kaiserstadt. Um 1819 bis 1822 wurden die anderen Türme von der veramten Stadt an einen Steinmetz veräußert und der brach diese als Baumaterial ab. Nur der Zwinger mit seiner Höhe von 20 Metern und einem Durchmesser von 26 Metern steht noch, als Denkmal für eine über 500 Jahre alte Geschichte.
Regelmäßig finden im Museumsraum Lesungen der Zwingersage statt und seit Januar 2020 hat sich ein Verein gegründet, der Familie Mevers bei der Betreuung des Zwingers unterstützen möchte.
Das Museum ist von Mitte März bis Ende Oktober außer montags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.