Am Freitag, dem 11.9.2020 findet auf dem Großen Ziegenberg von Ballenstedt, dem ehem. Napola-Gelände, eine Freiluftveranstaltung statt. Napola steht dabei für Nationalpolitische Erziehungsanstalt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung und Ballenstedter Vereine laden ab 17 Uhr ein zur Geländebegehung der monumentalen Anlage, der sich um 19 Uhr eine Diskussion zu NS-Eliteschulen und eine Filmpräsentation anschließen.
Dieser Einrichtung und einer weiteren in der ehemaligen Klosterschule Ilfeld ist das umfangreiche Sachbuch zu den NS-Ausleseschulen für die „zukünftige Führungselite“ der Nazis gewidmet. Das Buch „Napola – verführte Elite im Harz“ wird auf dieser Veranstaltung in einer erweiterten und mit 937 Fotos nochmals aufgewerteten Nachauflage der Öffentlichkeit vorgestellt. Neue Aspekte sind der geplante Neubau einer Napola in Niedersachsen am Steinhuder Meer oder am Bückeberg sowie die bayerische Tochteranstalt von Schulpforta in Neubeuern. Eine Gesamtübersicht aller 40 Napolas mit Fotos ergänzt dieses Sachbuch.
Zur Buchvorstellung gibt es Informationen der Autoren Söhnke Streckel, Karl-Heinz Meyer und Wolfgang Schilling über ihre jahrelangen Recherchen aus erster Hand. Die sich anschließende Vorführung des Spielfilms „Napola – Elite für den Führer“ (20 Uhr) rundet den Abend ab. Angelehnt an den zwei Tage später stattfindenden Tag des offenen Denkmals gibt es hier die seltene Möglichkeit, einen inzwischen in Privathand befindlichen Gebäudekomplex von außen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei und es wird darum gebeten, eigene Sitzgelegenheiten mitzubringen sowie einen Mundschutz, der nur im Bedarfsfall getragen werden muss (Toilettenanlage), da auf dem weitläufigen Freigelände die gebotenen Abstände eingehalten werden können. Am Eingang des Geländes ist den aktuellen Hygieneregeln folgend eine Registrierung der Besucher vorgesehen. Der Eintritt ist frei.
Der Gebäudekomplex der Ballenstedter Napola, der 1940, also vor 80 Jahren, eingeweiht wurde, steht für monumentale NS-Architektur und ist singulär in seiner Form. Es handelt sich um den einzigen Neubau einer solchen Eliteschule im alten NS-Reichsgebiet. Sie sollten die Eliteschulen für den Führernachwuchs im „Großdeutschen Reich“ werden. Ausgelesene Jungmannen erwarben an paramilitärisch geführten Internatsschulen nicht nur das Abitur, sondern erhielten das Rüstzeug, später in Staat, Verwaltung, Wehrmacht und SS an vorderster Front die nationalsozialistische Gesinnung durchzusetzen.
An zwei Standorten kamen Schüler im Harz in Nationalpolitische Erziehungsanstalten. Die Klosterschule Ilfeld verwandelte man 1934 vom einstigen humanistischen Vorzeigegymnasium in eine straff geführte Einrichtung neuer Gemeinschaftserziehung. Im anhaltischen Ballenstedt entstand nach 1934 der einzige Neubau einer Napola in Deutschland, der mit seiner gigantomanischen Architektur heute befremdet. Unter der Parole „Mehr sein als scheinen“ wuchsen hier zwischen 1934 – 1945 ausschließlich Jungen als Führungskräfte heran, die auch nach dem Untergang des NS-Staats in Schlüsselpositionen gelangten, wenn sie nicht vorher im Zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen.
Für Fragen steht der Herausgeber des Buches Wolfgang Schilling unter 0173 355 7201 zur Verfügung.