Jede Heimatstube versucht die Zeugnisse der Industrie- und Lebensgeschichte seines Ortes wiederzugeben, so auch im kleinen Ort Tanne. Das Gebäude der heutigen Heimatstube, eine ehemalige Bäckerei der Familie Querfurth, stammt aus den 1720 Jahren. Diese Bäcker schloss 1917 ohne männlichen Erben. Die Tochter heiratete einen Schuhmacher, der seine Werkstatt im Hause einrichtete, diese bestand bis 1980.
Dann begann die Geschichte der Heimatstube. Der Bürgermeister Friedrich Simon gab den Anstoß dazu. Gemeinsam mit den Ortschronisten konzipierte er die Ausstellungen für die Geschichte von Tanne. Am 1. Mai 184 war es dann soweit, die Heimatstube wurde feierlich eingeweiht. Zahlreiche Informationstafeln mit Texten und historischen Fotos der Aktivitäten im Ort sind ausgestellt. Einen wichtigen Platz nimmt das Hüttenwesen in Tanne ein.
Denn hier wurden in der Hütte zahlreiche Versionen von Öfen produziert, einige davon sind in der Heimatstube präsentiert. Ein besonderes Stück der historischen Ausstellungsexponate ist ein um das Jahr 1910 entstandener Regulier-Füllofen, der mit zahlreichen feinen Verzierungen versehen und ca. 180 cm hoch ist. Solche Öfen wurden deutschlandweit seit ungefähr 1880 im Stil des Historismus angefertigt.
Seit dem frühen 13. Jahrhundert wird in Tanne Eisen- und Kupferverhüttung betrieben und war ein hoher Wirtschaftsfaktor des Ortes. 1226 wurde die erste Hütte am Silberkulk erwähnt. Amtlich bestätigt wurde 1355 in einer Urkunde der Grafen von Regenstein der Ort und die Hütte. Diese 600 Jahre Geschichte des Hüttenwesens kann hier nachvollzogen werden, denn die Arbeitsplatz eines Handformers in der Gießerei ist in einem Raum eingerichtet worden. Auch seine verschiedenen Arbeitsmittel, wie Handgießpfanne, Putzeisen, und Siebe sind ausgestellt.
Der „Tanner Ofen“ mit der stilisierten Tanne als Markenzeichen hatte Weltruhm, er war ein Exportschlager. Rund 40.000 Exemplare wurden jährlich davon zwischen 1900 bis 1965 produziert. Auch große westdeutsche Warenhäuser orderten zahlreiche Öfen für ihre Kunden.
Nach der Wende konnte durch ABM-Beschäftigte regelmäßige Öffnungszeiten angeboten werden. Die Betreuung der Heimatstube ging mit der Zeit in ehrenamtliche Hände über, dabei spielte der Harzklubzweigverein Tanne eine große Rolle. Auf ca. 150 qm kann man auch die Werkstatt und die Wohnräume eines Schuhmachers erkunden und in die Vergangenheit eintauchen.
Auch das tägliche Leben der Bauern und Handwerker wird in zahlreichen Exponaten, die allesamt Spenden von Einwohnern aus Tanne sind, dargestellt. Ob Buttertrage, Mistklatscher oder Kartoffelkorb, zu jedem Exponat gibt es auch gleich Erläuterungen und Geschichten, damit das Leben der Menschen aus früherer Zeit lebendig wird.
Wer sich nun auf eine Zeitreise begeben möchte, kann sich unter der Telefonnummer 039457 40834 oder unter tanne.harzklub@t-online.de einen individuellen Termin vereinbaren.