Das Heineanum in Halberstadt legt besonderen Augenmerk auf die Vogelkunde. Schon sein Begründer, der Halberstädter Oberamtmann Ferdinand Heine Senior (1809 – 1894) sammelte aus purer Begeisterung Exponate der Vogelwelt. Sein erstes Stück war ein Mäusebussard, der vom Neindorfer Oberförster Tangermann geschossen wurde in den 1820er Jahren. Später hatte Ferdinand Heine die größte Privatsammlung Europas aus der Vogelwelt.
Im Heineanum sind 34.320 Exponate vorhanden. 10.000 Vogelarten kennt man auf der Welt, davon sind 6.000 Arten in Halberstadt. 19.000 präparierte Tiere sind im Heineanum, zum Teil im nicht öffentlichen Bereich – im Magazin – des Museums. Aus der ganzen Welt sind hier Vogelbälge ausgestellt, manche haben eine weite Reise hinter sich. Ferdinand Heine Senior war immer gut informiert, wer und was über die Ozeane oder den beschwerlichen Landweg aus weit entfernten Ländern an Forschern und Exponaten unterwegs war.
Seine Sammlung wuchs und bald benötigte er Unterstützung bei seiner Arbeit und der Forschung, dies fand er in Jean Louis Cabanis. Er wurde 1850 der erste Kustos der ornithologischen Sammlung im Naturkundemuseum in Berlin.
Ganz besonderen Wert haben die 328 Typus-Präparate in der Sammlung. Für jede Tierart wird ein Typus-Exemplar festgelegt, es verfügt dabei über ganz typische Eigenschaften der Spezies, sodass eine Art immer zweifelsfrei festgestellt werden kann. Diese Typus-Exemplare sind besonders gelagert und gesichert.
Einige Präparate sind von Vogelarten, welche es heute nicht mehr gibt bzw. welche nicht mehr gesichtet worden, so zum Beispiel der Kaiserspecht und die Labrador-Ente sowie die Federn des Lappenhopfes. Der Kaiserspecht starb vermutlich um 1956 aus, die Labrador-Ente starb um 1878 aus und der Lappenhopf ist seit 1907 ausgestorben. Auch die Wandertaube starb 1913 aus, obwohl sie bereits 1870 unter Schutz gestellt wurde.
Ein extrem seltenes Exponat ist der Dünnschnabelnestor, welcher um 1850 ausgestorben ist. Nur 14 Exemplare gibt es in Sammlungen und Museen weltweit davon. Der Dünnschnabelnestor oder Norfolk-Kaka (Nestor productus) war ein Papagei aus der Gattung der Nestorpapageien. Er bewohnte bis kurz nach der Besiedlung durch Europäer die Norfolkinseln nördlich von Neuseeland.
Auch heute noch werden viele Vögel präpariert, den es gibt zahlreiche Menschen, die im Wald, an der Straße und auf Wiesen verendete Tiere finden und diese dann im Heineanum abgeben. Die Kühltruhe ist ständig gefüllt mit diesen Tieren. Exotische Tiere werden von Vogelparks zugesandt. Nach einer Auswahl werden diese in der Präparationswerkstatt bearbeitet. Die Augen werden durch Glas ersetzt, das Innere durch Holzwolle. Besondere Helfer bei der Präparation sind Speckkäfer, sie knabbern das Fleisch von den filigranen Knochen der Tiere.
Besondere Ausstellungsstücke des Naturkundemuseums sind der Plateosaurus und der Plesiosaurier. Der auf zwei Beinen gehende Plateosaurus wurde 1914 im Stadtgebiet von Halberstadt gefunden und bevölkerte vor ca. 220 Millionen Jahren den Riesenkontinent Pangea. Der Plesiosaurier (Rudersaurier) schwamm vor 180 Millionen Jahren durch das Meer.
Auch die besonderen Leistungen der einzelnen Tiere sind aufgeführt, so legt eine Küstenschwalbe, ein Zugvogel, im Jahr ca. 17.000 Flugkilometer zurück. Ein anderer Zugvogel, der Storch segelt über Gibraltar oder Israel, um auf dem afrikanischen Kontinent den Winter zu verbringen.
Die Entwicklung der Ornithologie und das Wissen über die Vögel werden im Museum hervorragend dargestellt. Ein Besuch im Heineanum lohnt sich immer, um einen kleinen Einblick in die Vogelwelt und die damit verbundene Natur zu bekommen.