Treffpunkt: 16. Juli 2023, Osterode, Parkplatz Bleichestelle, 14 Uhr
Am Sonntag, den 16. Juli 2023, findet der dritte antifaschistische Stadtrundgang mit Bernd
Langer, unterstützt von Bunt statt Braun Osterode und gefördert durch das Bundesprogramm
Demokratie Leben statt. Nach ähnlichen Veranstaltungen im Mai in Bad Lauterb erg und im
Juni in Herzberg, schließt eine Besichtigung von Osterode die Reihe dieser Exkursionen ab.
An die Zeit des NS – Regimes mahnen in der ehemaligen Kreisstadt verschiedene Orte. So sind
zehn Stolpersteine für ermordete Juden in der Innenstadt verlegt und Erinnerungstafeln für
Zwangsarbeiterlager zu finden.
Neben den sichtbar gemachten Orten wird sich der Rundgang auch mit weniger beachteten
Aspekten der Geschichte befassen. Denn auch in Osterode trafen die Nazis auf Widerstand.
Beispielsweis versuchte die SA am 5. Juli 1932 einen Fackelzug in der „roten“ Freiheit
durchzuführen. Die braune Kolonne marschierte aus Osterode über die Johannisvorstadt in
Richtung des damaligen Arbeiter – Jugendheims. An der Ecke Hauptstraße und Alte Harzstraße
(heute Freiheit er Hof) kam es zu einer Massenschlägerei. Gemeinde – und Landespolizei
rückte an und riegelte den Stadtteil ab. Erst nach einer Stunde konnte die Auseinandersetzung
unter Einsatz von Schusswaffen beendet werden. Es gab mehrere Verletzte.
Doch war die Machtübernahme der Nazis damit nicht aufzuhalten. Schon im Februar 1933
wurden politische Häftlinge im Gerichtsgefängnis am Amtshof inhaftiert und teilweise
gefoltert. Viele Gefangene wurden weiter verschleppt, anfangs ins KZ – Moringen.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges, am 11. April 1945, sollte das, zur SS – Panzerbrigade
Westfalen zählende, Regiment Holzer unter SS – Obersturmbannführer Friedrich Holzer, den
Vormarsch der US – Truppen vor Osterode aufhalten . Daneben existierten einige
zusammengewürfelte Einheiten und die letzten Tiger – Panzer der Schweren Panzer – Abteilung
507 unter dem Kommando von Major Fritz Schöck.
Rund 240 Infanteristen, acht Panzer und ein paar Geschütze waren halbkreisförmig, entlang
der Dörfer Förste, Marke, Dorste, Ührde und Beierfelde in Stellung gegangen. Bei Ührde
schoss ein deutscher „Tiger“ eine Kolonne von sechs US – Panzern zusammen. Der letzte, nicht
getroffene Sherman – Panzer nahm den „Tiger“ unter Feuer, doch prallten die Granaten an der
Panzerung ab. Der deutsche Panzer zog sich trotzdem nach Osterode zurück um den kurz
darauf einsetzten Artilleriefeuer zu entkommen. Die Besatzung geriet wenig später in
Gefangenschaft und wurde exekutiert.
Insgesamt erlitten deutschen Verbände empfindliche Verluste, ohne den US – Vormarsch
stoppen zu können. Nervosität und Chaos griff en um sich. So sprengten deutsche Pioniere am
11. April eigenmächtig die Johannistorbrücke, bevor US – Einheiten Osterode erreichten. Bis
dahin hatten es gerade mal zwei deutsche Panzer bis Freiheit, auf die östliche Seite der Söse,
geschafft. Die beiden „Tiger“ wurden dort an das Regiment Holzer abgegeben. Der SS –
Obersturmbannführer verfügte nur noch über Splittergruppen und zog sich in den Harz
zurück. Immer wieder kam es zu Gefechten. Am 20. April, als in Blankenburg die letzten
Reste des Regiments eingeschlossen waren, entledigten sich die übrig gebliebenen SS – Männer
ihrer Uniformen. In Zivil versuchten sie sich durch die amerikanischen Linien zu mogeln, was
einigen auch gelang. Der überzeugte Nationalsozialist Holzer stammte aus Österreich. Er
überlebte den Krieg und starb 1984 im Alter von 72 Jahren in der Bundesrepublik.
Der Rundgang wird mit zahlreichen Fotos, die teilweise aus dem Stadtarchiv Osterode
stammen, illustriert. Begleitend zu den Rundgängen sind ausführliche Texte entstanden, die i n
der Zeitschrift Unser Harz, ab Nr. 5/2023 fortlaufend, erschienen und dort erhältlich sind.
Treffpunkt: 16. Juli 2023, Osterode, Parkplatz Bleichestelle, 14 Uhr