Die Schränke wirken mittelalterlich, sind aber erst 1863 auf Anraten des Apothekers Friedrich Gottfried Hermann Lucanus vom Tischlermeister Heinrich Klaus als Ausstellungs-Vitrinen gearbeitet worden.
Als sie angefertigt worden, gab es keine Domherren mehr und die Besitztümer, vor allem der Halberstädter Domschatz, sollte für das Königreich Westfalen eingezogen werden, verhindert hat das der Domprediger Christian Grahn sowie sein Amtskollege Christian Friedrich Bernhard Augustin. Sie hatten Erfolg und der Schatz blieb im Dom.
Um diesen Schatz angemessen zu präsentieren wurden mehrere Schränke angefertigt. Nachgewiesen ist die Zahl von zehn Möbelstücken, die in den Nischen des Kapitelsaales standen. Vier davon stammen aus dem Mittelalter, die weiteren sechs entwarf der Apotheker und Restaurator Friedrich Gottfried Hermann Lucanus ganz im Zeitgeist an die mittelalterlichen Schränke angelehnt. Von diesen gibt es nur noch die zwei, welche jetzt restauriert wieder im nördlichen Seitenschiff des Doms zu besichtigen sind.
Alte Schriftstücke belegen, dass die Schränke für die Dauerausstellung im Kapitelsaal des Doms gefertigt worden. Auch damals war das Geld für Kulturgüter knapp und so gab es seit dem 17. Jahrhundert die Kannenbergsche Stiftung, welche zur Domerhaltung gegründet wurde und die bis 1945 existierte. Das Geld diente der Restauration der baulichen Substanz sowie für kleine Anschaffungen zur Erhaltung des Domschatzes.
Der Restaurator hatte mit den rund 200 Kilogramm schweren Schränken eine große Arbeit vor sich, zuerst mussten die Schränke genau untersucht werden, um die verwendeten Materialien, das Holz, das Glas, der Lack heraus zu finden, alles sollte nach historischen Vorgaben restauriert werden. Einige fehlerhafte Teile mussten ersetzt werden, andere wurden aufgearbeitet oder ersetzt, wie zwei Scheiben in den Türen. Walzglas kam dabei zum Einsatz, welches dem historischen Glas entspricht. Auch Schlüssel wurden neu angefertigt, einer war noch erhalten. Nun erstrahlen sie wieder in „neuem-alten“ Glanz und können von den Besuchern bewundert werden.
Hintergrund:
Caspar von Kannenberg war Domherr im Halberstädter Dom, als er 31. Januar 1605 starb wurde sein Vermögen laut Testament in eine Stiftung überführt, die 1833 unter der preußischen Regierung in den Besitz der Domkirche überging.
Text nach Harzer Volksstimme vom 14. Dezember 2021 „Gebaut für einen besonderen Schatz“ und https://www.dom-schatz-halberstadt.de/